Menschenbild

Die Individualität ist das größte Geschenk der Natur und findet ihren Ausdruck in der Einzigartigkeit des Individuums. Diese Einzigartigkeit wird im Laufe des Lebens über gemachte Erfahrungen, Erlebnisse und die individuelle Lerngeschichte geprägt. Zudem entwickelt das Individuum Strategien, um die Gegebenheiten seiner Umwelt zu bewältigen, sich zu schützen und seine Grundbedürfnisse zu befriedigen.

Diese erlernten Muster begleiten jeden Menschen ein Leben lang. Die meisten dieser Strategien sind hilfreich, andere führen manchmal zu einem Problem oder einem immer wiederkehrende Konflikt – das Gefühl, sich in einem bestimmten Punkt im Kreis zu drehen bleibt bestehen. Oftmals wird genau dieser Konflikt vom Individuum oder seiner Umwelt als störend empfunden und bindet wertvolle Lebensfreude und Energie.

Nun orientiert sich das Individuum an den Werten und Zielen, die ihm einen Sinn geben und ihm ermöglichen sein Leben zu gestalten. Es kann sich sein Sein bewusst machen und über eigene Wahlen und Entscheidungen das Leben gestalten und steuern. Hierzu gehört auch die Zukunft zu reflektieren und antizipieren. “Um anzukommen, muss ich zunächst wissen, wohin ich will.”

Diese Tatsache führt dazu, dass das Individuum immer wieder eine bewusste Wahl treffen muss. Selbst die Entscheidung, sich nicht zu entscheiden, ist eine bewusste Auswahl mit Folgen. Zudem eröffnen sich mit jeder Entscheidung neue Wahlmöglichkeiten, die wieder zu einem Punkt führen, an dem eine Entscheidung getroffen werden muss. Auf diese Art und Weise bestimmt und gestaltet das Individuum seinen Lebensweg. Dies geschieht auch immer in der Begegnung mit dem Anderen bzw. in der Interaktion mit der Umwelt. Jede Begegnung ist geprägt von Anziehung, Abstoßung oder Gleichgültigkeit. “Ich bin und werde im Du.”

Wenn ein Lebensweg eingefahren ist und kein Blick mehr auf den Wegesrand fällt, dann ist es die Aufgabe der humanistischen Psychotherapie gemeinsam mit dem Individuum den Ursprung des Konflikts oder des Stillstands zu ergründen und alternative Handlungsstrategien zu entwickeln. Hierbei ist das vornehmliche Ziel der humanistischen Psychotherapie, dem Individuum die Möglichkeiten seiner Wahlfreiheit bewusst zu machen und diese zu fördern.

Diese Wahlmöglichkeiten können über Denken und Reden antizipiert oder sinnlich erlebbar gemacht werden. Um die störende Handlungsstruktur in Gänze erfahrbar machen zu können, eignet sich insbesondere die erlebnisorientierte Methode des Psychodramas.